­Im Porträt: Mathias Wachs


Seine Büroetage ist Treffpunkt der Generationen. Vater Wolfgang ist gerade durch die Tür gehuscht, um im Nebenzimmer ein paar Papiere zu kopieren. Der Nachwuchs kommt ab und an vorbei, um Papa für eine halbe Stunde mit der Schulberichterstattung von der Arbeit abzulenken. Seit 1991 führt Mathias Wachs als Geschäftsführer die Wachs Bauunternehmung GmbH - wie schon sein Urgroßvater ab 1883. Zwar hat der Urenkel ihn nicht mehr kennenlernen dürfen, doch das Gefühl für die lange Tradition ist dem heutigen Chef des Unternehmens in Roßwein bei Döbeln stets gegenwärtig. „Von diesem Zimmer aus haben schon mein Opa und mein Vater die Firma geleitet", sagt er und zeigt auf die alten doppelten Holzfenster und den historischen Stadtplan an der Wand. Und: Der Nachwuchs hat bereits Ambitionen angemeldet. Seine elfjährige Tochter spricht schon von Übernahme. „Ich werde mal Chef, was muss ich dafür studieren?", hat sie den Vater jüngst gefragt. „Mittlerweile nehme ich das auch ernst, würde mich freuen, wenn die Firma in Familienhand bleibt. Aber erzwingen werden wir es sicher nicht", betont Mathias Wachs , während er die große Firmenchronik vom Schrank herunterholt. „Mein Vater hat sie mir 2001 zum zehnjährigen Nachwende-Jubiläum geschenkt, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedet hat", erzählt er und streicht mit der Hand die dünne Staubschicht vom weinroten Ledereinband.

Neuanfang nur mit dem Sohn ­

 

„In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung hatten er und ich eine heiße Phase, den typischen Generationenkonflikt in Familienunternehmen eben. Aber mit der Zeit hat er Zutrauen gefasst, und heute ist er stolz auf das, was sich entwickelt hat", sagt Mathias Wachs , ein energischer Mann mit selbstbewusstem Auftreten. Er spricht von seiner Firma in einem Tempo, dass das Mitschreiben zur Herausforderung wird. Ohne ihn hätte der Vater

1991 nicht noch einmal bei null angefangen. „1972 sind wir enteignet worden, statt Gebäude wurden auf unserem Firmengelände Elektrokochplatten und Neonleuchten hergestellt. Zu Wendezeiten war mein Vater bereits 63 Jahre, einen Neuanfang konnte er sich nur mit Unterstützung vorstellen."

Mathias Wachs hatte gerade sein Studium beendet, schloss während der ersten Zeit im Unternehmen aber noch eine Umschulung an. „Vormittags hatte ich Unterricht, nachmittags, manchmal nachts und am Wochenende war ich in der Firma", erinnert sich der Ingenieur. Als 2001 der Vater seinen Abschied gab, bekam Mathias Wachs die gesamte Familiengeschichte in gebundener Form überreicht. Auf der ersten Seite klebt das Foto des Gründers, der 1883 begonnen hatte, die Unternehmensgeschichte zu schreiben. Weiter hinten findet sich ein vergoldeter Druck der örtlichen Tageszeitung von 1933 mit einem Beitrag zum 50-jährigen Wachs-Firmenjubiläum.

Halb Roßwein trägt die Handschrift der Familie. Das Stadtbad, die Baumschule, Teile des Amtsgerichts, die Post, viele Wohnhäuser, Industriebauten und Schulen hat sie geplant und errichtet. „Zu Spitzenzeiten standen 150 Menschen auf der Gehaltsliste", berichtet der jüngste Geschäftsführer aus der Historie. Heute sind es im Büro und auf den verschiedenen Baustellen 13 Angestellte, die mit ihrer Arbeit der Firma schwarze Zahlen bescheren. Mathias Wachs hat seine Nische gefunden - als Franchise-Partner des bundesweiten Lizenzgebers Town & Country Haus. In einer stetig wachsenden Region, die derzeit von Dresden bis nach Oschatz reicht, verkauft er Massivhäuser.

Organisator beim Geburtstagsmarathon Seinen Platz gefunden hat er auch privat. Etwa 30 Schritte vom Büro entfernt steht das eigene Haus, in dem es mit seinen vier Töchtern reichlich Trubel gibt. Vor allem diesen Monat. Denn die Kinder feiern innerhalb von acht Tagen alle ihre Geburtstage. „Reiner Zufall", lacht der Papa. „Als sie noch kleiner waren, haben wir eine große Fete für alle gemacht. Das klappt jetzt nicht mehr." Als Verteidiger bei den Alten Herren hält sich der 44-Jährige auf dem Fußballplatz fit. Mit dem Fahrrad geht es auch mal vor der Arbeit die Mulde entlang oder über die Dörfer nach Leisnig. „Ich habe gelernt, mir die Zeit besser einzuteilen, neben dem Job Raum zu lassen für Familie und Sport. Früher habe ich einfach zu Hause weitergearbeitet, nachdem ich das Büro geschlossen hatte." Heute hält ihn davon erfolgreich mindestens eine der Töchter mit Spielwünschen ab. Skadi Hofmann

 

Mathias Wachs

Wachs Bauunternehmung GmbH

Vita:
geboren am 10. Februar 1965 in Roßwein, vier Töchter, Ausbildung als Werkzeugmacher,
Studium zum Maschinenbauingenieur, Weiterbildung zum Bauingenieur

Was bringt Sie auf die Palme?
Wenn Menschen denselben Fehler zweimal machen (mich eingeschlossen) und wenn sie ihre Defizite ignorieren, anstatt an sich zu arbeiten.

 

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